Rauchfreie, holzsparende Öfen

Das Problem:
Bei unseren Projektreisen nach Tamugh sahen wir die Probleme, die von den offenen Holzfeuern zum Kochen in den Kochhütten ausgehen:
< Massive Rauch- und Feinstaubbelastung, die als Ursache für die häufigen Lungen- und Makula-Erkrankungen bei den Frauen anzusehen ist
< Ungesicherte Töpfe mit kochendem Wasser die zu häufigen Verbrennungen bei Frauen und Kindern führen  
< Hoher Holzverbrauch, der einen enormen Sammelaufwand darstellt, der traditionell von älteren Mädchen zu leisten ist
< Austrag hoher Holzmengen aus der Umgebung der Dörfer, wodurch zu viel Biomasse entnommen wird, mit der Folge einer Übernutzung mit Niedergang der Vegetation und nachfolgender Zunahme von Erosion mit Verlust fruchtbarer Böden.
Kochstelle mit offenem Holzfeuer:         Tägliches, mehrstündiges Holzsammeln:
 
Wir suchten nach einer einfachen, kostengünstigen und an die Lebensbedingungen und Fähigkeiten der Dorfbevölkerung angepassten Lösung diese Probleme.

Die Lösung:
Von einem Freund erhielten wie einen Zeitungsartikel über den 30-jährigen Dipl. Ing. Florian Knaus aus Sonthofen, der in ostafrikanischen Ländern das Bauprinzip von Hocheffizienzöfen aus Lehm weiterentwickelt hat. Diese können überall dort, wo brauchbarer Lehm zur Verfügung steht, aus Naturmaterial gebaut werden, ohne nennenswerten Bedarf an Investment.
Die Öfen haben einen geschlossenen Verbrennungsraum mit nachgeschaltetem Kamin, wodurch der Kochort völlig rauchfrei bleibt. Die gleiche Kochleistung wird mit 2/3 weniger Holzbedarf dargestellt und die Töpfe sind durch ihre Einlassung in der Oberseite des Ofens vor dem Umkippen gesichert.
 

Projektdurchführung:
Im September 2017 fand in unserem Beisein mit Florian in Tamugh eine Untersuchung zur Realisierung seines Bauprinzips von Hocheffizienzöfen aus Lehm statt. Die Realisierbarkeit konnte bestätigt werden. Die Dorfbevölkerung war begeistert von der Aussicht auf rauchfreies, sicheres und holzsparendes Kochen, nachdem sie von Florian mit seinem batteriebetriebenen Projektor mit Hilfe eines Filmes über die Gesundheitsgefahren und Nachteile der offenen Holzfeuer informiert worden war.
Florian klärt die ersten Frauen über die Gefahren der offenen Holzfeuer auf:
 
Er führte dann im November und Dezember 2017 einen dreiwöchigen Workshop in Tamugh mit folgenden Inhalten durch:
< Aufklärung der Dorfbevölkerung über Risiken und Nachteile der bisherigen Kochtechnik
< Anleitung zur Herstellung von geeigneten Lehmsteinen zum Bau der Hocheffizienzöfen für mehrere Männer des Dorfes
< Schulung von rund 30 Frauen in mehreren Kleingruppen zum Bau der Hocheffizienzöfen.
Mit jeder Frauengruppe wurde ein Ofen unter seiner Anleitung gebaut. Danach baute jede Frauengruppe in Eigenverantwortung einen Ofen, der nach Fertigstellung von Florian in seiner Funktion überprüft und abgenommen wurde. Alle eigenverantwortlich gebauten Öfen waren voll funktionsfähig.
< Schulung der Frauen in Wartung und Reparatur der Hocheffizienzöfen
< Übergabe von umfangreichem Schulungsmaterial an unseren lokalen Projektpartner Martin Komongiro

Die Männer stellen Lehmsteine her und transportieren sie zum Bauort des Ofens:
  
Die Frauengruppe baut unter Florians Anleitung ihren ersten Ofen:
 
Der Ofen wird eingeschlämmt:       
     
Am nächsten Tag ziehen die Frauen den Kamin hoch:
   
Dann wird der Ofen eingebrannt: Rauchfreies, holzsparendes Kochen

Innerhalb von 3 Wochen wurden 30 Frauen geschult und die ersten 7 Hocheffizienzöfen gebaut und in Betrieb genommen.

Ausblick:
Der Workshop hat ein außerordentliches Interesse bei allen Frauen des Dorfes ausgelöst, gemeinsam mit einer der geschulten Frauen einen eigenen Hocheffizienzofen zu realisieren. Es ist davon auszugehen, dass innerhalb eines Zeitraums von ca. 2 Jahren nahezu eine komplette Konversion der Kochtechnik erfolgen wird. Dadurch wird ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der schwierigen Lebensbedingungen insbesondere der Frauen in Tamugh geleistet: Deutlich weniger gesundheitliche Schäden durch Holzrauch, Reduzierung von Unfallrisiken, 2/3 weniger Zeitaufwand zum Sammeln von Brennholz, ökologische Stabilisierung des Dorfumfeldes.

Die von Florian Knaus propagierte Technik der Hocheffizienzöfen stellt eine perfekt an die Lebenssituation der Menschen in ländlichen Regionen Afrikas angepasste Technik dar. Sie erfordert keine nenneswerten Investitionen, wird ausschließlich mit natürlich vorkommendem Baumaterial realisiert, kann auf einfache Weise erlent und weitergegeben und langfristig unterhalten werden.
Der Erfolg des Workshops basierte ganz wesentlich auf den didaktischen Fähigkeiten von Florian, der den Ablauf, die Inhalte und pädagogische Methodik perfekt auf die Situation der Zielgruppe von Frauen in einer dörflichen Struktur abgestimmt hatte. Etwa die Hälfte der Teilnehmerinnen waren Analphabeten.
Mit einer schnellen Ausdehnung der hier vorgestellten Technik in andere ländliche Regionen Afrikas könnte ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen in den unterentwickelten Regionen Afrikas geleistet werden.